Psychiatrie

Abhängigkeitserkrankungen-Alkoholabhängigkeit

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Abhängigkeit basiert auf komplexen Abläufen des Gehirnstoffwechsels, bei denen Neurotransmitter, die der "Belohnung" des Gehirns dienen, eine wichtige Rolle spielen. Ihre Ausschüttung kann entweder direkt durch Drogen (z.B. Kokain) oder bestimmte Situationen, die beim Individuum ein Glücksgefühl auslösen, beeinflusst werden. Demnach kann eine Abhängigkeit nicht nur von chemischen Substanzen, sondern auch von bestimmen Situationen bzw. Verhaltensmustern bestehen. Man unterscheidet zwischen stoffgebundenen (Alkohol, Nikotin, illegale Drogen, Medikamente...) und nicht stoffgebundenen (Spielsucht, Kaufsucht, exzessiver Sport, Medienmissbrauch wie Fernsehen, Computer, Handy usw....) Abhängigkeitserkrankungen. Abhängigkeit ist somit als ein Zustand von periodischem oder chronischem Angewiesensein auf bestimmte Substanzen oder Verhaltensweisen zu verstehen. Im folgenden Abschnitt finden Sie weitere interessante Informationen am Beispiel der Alkoholabhängigkeit.

Alkoholabhängigkeit

Ein Gläschen Wein am Abend zur Entspannung, ein oder zwei Bier beim Ausgehen, viele Menschen konsumieren potenzielle Suchtstoffe als Genussmittel, ohne davon abhängig zu sein. Sobald jedoch nicht mehr der Genuss im Vordergrund steht, sondern die Wirkung, beginnt die Gefahr der Abhängigkeit. Alkoholabhängigkeit entsteht nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich in der Regel schleichend. Kritisch wird die Situation, wenn

  • Alkohol zum Essen oder Ausgehen einfach dazugehört und nicht mehr wegzudenken ist,
  • bei psychischen oder sozialen Belastungen getrunken wird,
  • die Vorstellung, für einige Zeit abstinent zu leben, Unbehagen bereitet,
  • man sich erst nach einigen Gläsern richtig ausgeglichen und wohl fühlt.

Von schädlichem Alkoholgebrauch wird gesprochen, wenn der Alkoholkonsum bereits zur Beeinträchtigung der Gesundheit führt. Die Beeinträchtigung kann sich sowohl im körperlichen Bereich (zum Beispiel als Erhöhung der Leberwerte, Magengeschwür...) als auch im psychischen Bereich (Depressionen, Minderwertigkeitsgefühlen, Hirnleistungseinbußen...) äußern.

Eine Alkoholabhängigkeit liegt vor, wenn innerhalb eines Monats drei oder mehr der folgenden Kriterien gleichzeitig vorhanden sind (falls sie nur kürzere Zeit gemeinsam aufgetreten sind, sollten sie innerhalb eines Jahres wiederholt bestanden haben):

  • Ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, Alkohol zu trinken
  • Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums
  • Körperliche Entzugserscheinungen, zum Beispiel Schwitzen und Zittern, nach Beendigung oder Verminderung des Konsums
  • Toleranzentwicklung, das heißt, um den gewünschten Effekt zu erreichen, müssen zunehmend größere Mengen Alkohol getrunken werden
  • Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen zugunsten des Alkoholkonsums. Es wird erhöhter Zeitaufwand betrieben, um Alkohol zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen
  • Fortgesetzter Alkoholkonsum trotz schädlicher Folgen im körperlichen, geistig-psychischen oder sozialen Bereich wider besseren Wissens

Alkohol ist in Österreich eindeutig die "Volksdroge Nummer 1", etwa 350.000 Menschen gelten hierzulande als alkoholkrank und knapp 900.000 Österreicher konsumieren Alkohol in einem gesundheitsschädlichen Ausmaß. Diese Zahlen bedeuten wiederum, dass etwa 20% der Erwachsenen ein Alkoholproblem haben. Die gesundheitlichen Folgen des Alkoholmissbrauchs sind beträchtlich, Alkoholkonsum schädigt nicht nur die Leber, sondern auch Herz und Kreislauf (besonders die Entstehung von Bluthochdruck wird durch den Alkohol begünstigt, aber auch das Schlaganfallrisiko steigt), Alkohol bewirkt schwere Hirnleistungsdefizite, löst zudem nachweislich Krebs aus, insbesondere steigt das Risiko der Krebsentstehung für Leber, Speiseröhre, Mund- und Rachenraum, den Darm und bei Frauen die Brust. Weitere Folgeerscheinungen von Alkoholmissbrauch sind bspw. Gicht, Impotenz usw. Pro Jahr sterben in Österreich etwa 8.000 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums! Zu den sozialen Folgen gehören oft Schwierigkeiten in der Familie und Probleme am Arbeitsplatz, Verlust von Freunden und Bekannten oder Konflikte mit dem Gesetz wie bspw.Führerscheinentzug. Alkoholsucht führt in vielen Fällen auch zum sozialen Abstieg und verursacht enorme gesellschaftliche Folgekosten.

Abhängigkeit schleicht sich ins Leben, manchmal dauert es Jahre, bis aus einem unproblematischen Konsum eine Suchterkrankung wird. Oft vergehen weitere Jahre, bis Betroffene selbst bemerken, dass mit dem eigenen Alkoholkonsum "etwas nicht stimmt". Viele Alkoholabhängige versuchen zunächst, ihr Alkoholproblem auf eigene Faust zu lösen. Untersuchungen zeigen, dass dies bei einem Teil der Betroffenen auch klappt. Gelingt es allerdings nicht, fällt es Betroffenen - anders als bei vielen anderen gesundheitlichen Problemen - oft sehr schwer, sich fachliche Hilfe zu holen ("so schlimm ist das bei mir noch nicht", "wenn man wirklich will, schafft man es auch allein").

Die bestehenden Hilfsangebote richten sich daher nicht nur an Schwerabhängige,- auch wer eine beginnende Alkoholabhängigkeit abwenden möchte, findet Unterstützung! Wichtig ist so früh wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und abklären zu lassen, inwieweit bereits eine Abhängigkeit vorliegt. Die Diagnose eines Abhängigkeitssyndroms ist umfassend und bezieht neben körperlichen und psychischen Anzeichen auch das Lebensumfeld mit ein.

Unter einer konsequenten, individuellen Therapie kann süchtiges Verhalten in den Hintergrund treten beziehungsweise eine Abstinenz oder Reduktion des Konsums erreicht werden.

Falls zum ambulanten Angebot zudem eine stationäre Entzugs,-/Entwöhnungsbehandlung notwendig ist, helfe ich Ihnen gerne, diese in die Wege zu leiten. Zudem biete ich auch spezielle Beratungsmöglichkeiten für Angehörige an.