Psychiatrie
Persönlichkeitsstörungen
Jeder Mensch hat seine charakteristische Persönlichkeit: Diese zeigt sich in einer bestimmten Art, zu denken, zu fühlen, seine Umgebung wahrzunehmen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. All diese Eigenschaften werden durch die Außenwelt und durch Erfahrungen im Laufe der Kindheit und Jugend mitgeprägt. Sie machen es möglich, auf die Anforderungen der Umwelt flexibel zu reagieren – zum Beispiel Herausforderungen im Beruf zu bewältigen und die Beziehungen zu anderen Menschen zufriedenstellend zu gestalten. Im Gegensatz dazu spricht man von einer Störung der Persönlichkeit, wenn bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur in besonderer Weise ausgeprägt, unflexibel oder tief verwurzelt sind. Menschen, die unter einer Persönlichkeitsstörung leiden, zeigen anhaltende Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche Lebenslagen darstellen, das bedeutet, dass ein Mensch mit einer Persönlichkeitsstörung in seinem Verhalten wenig flexibel ist,- er reagiert in bestimmten Situationen immer wieder auf die gleiche Art und Weise, selbst wenn die Konsequenzen negativ sind. Die ersten Verhaltensauffälligkeiten einer Persönlichkeitsstörung zeigen sich bereits im Kindes- oder Jugendalter und dauern bis in das Erwachsenenalter an. Die betroffenen Personen sind dadurch einerseits einem besonderem Leidensdruck unterworfen, andererseits leidet häufig auch die Umgebung unter den entsprechenden Krankheitssymptomen. Dies führt zu wiederkehrenden Schwierigkeiten im Beziehungs,- oder Berufsleben.
"Rasche Stimmungswechsel und schwarz-weiß-Denken“
Für die Umwelt äußern sich Persönlichkeitsstörungen oft in impulsivem Verhalten, in raschem Stimmungswechsel und starrem „schwarz-weiß-Denken“. Nahe Menschen werden oft idealisiert, aber ebenso rasch völlig entwertet, häufige Beziehungsabbrüche sind die Folge. Gleichzeitig haben Betroffene oft starke Ängste vor dem Alleinsein oder dem Verlassenwerden.
Es gibt unterschiedliche Typen von Persönlichkeitsstörungen, je nachdem, welche Merkmale sie aufweisen:
Die paranoide Persönlichkeitsstörung ist durch leichte Kränkbarkeit sowie durch die Neigung zu Misstrauen (u. a. pathologische Eifersucht) gekennzeichnet. Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung zeigen einzelgängerisches Verhalten, sie wirken emotional kühl und distanziert und machen den Eindruck, als sei ihnen alles gleichgültig. Bei der dissozialen Persönlichkeitsstörung kommt es zur Missachtung sozialer Normen und zu delinquentem Verhalten. Auch eine Neigung zu Alkohol- und Drogenmissbrauch ist gegeben. Symptome der emotional instabilen Persönlichkeit sind eine schwankende Stimmungslage, mangelnde Impulskontrolle (impulsiver Typus) sowie das Gefühl innerer Leere. Die Gefahr von Selbstverletzungen und Suiziden ist verstärkt gegeben (Borderline-Typus). Menschen mit histrionischer Persönlichkeitsstörung neigen zu starkem Ausdrucksverhalten („theatralisch“), verbunden mit einem großen Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Charakteristisch für die zwanghafte Persönlichkeitsstörung ist der übergroße Drang nach Ordnung und Genauigkeit („Pedanterie“). Die Betroffenen leiden unter übermäßigem Zweifel und übergroßer Vorsicht. Bei der ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung finden sich Gefühle dauernder Besorgtheit bis hin zur Vermeidung bestimmter Aktivitäten. Auch die Sehnsucht nach Zuneigung und die Angst vor Zurückweisung machen diese Erkrankung aus. Die abhängige Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch Hilflosigkeit und eine tiefgreifende Angst, verlassen zu werden. Die Betroffenen sind wenig belastbar und ordnen sich und ihre Bedürfnisse gerne unter. Bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung stehen Selbstüberschätzung und das Bedürfnis nach ständiger Bewunderung durch andere im Mittelpunkt. Kritik kann dementsprechend schlecht ertragen werden.